Mars statt Minerva
Minerva oder Mars? Diese ca. 8 cm hohe, qualitativ hoch stehende Bronzebüste wurde im Jahr 2001 bei Ausgrabungen in Oberweningen entdeckt. Sie stammt aus einem Kiesplatz, der im späteren 2. Jh. n.Chr. vor einem grossen Nebengebäude des römischen Gutshofs aufgeschüttet worden war. Vermutlich diente das Gebäude, das an der Hofmauer der Anlage stand, in jener Zeit als Lagerhalle. Auf dem Vorplatz erfolgte wohl der Güterumschlag. Der zunächst als Darstellung der Göttin Minerva gedeutete Bronzekopf kann nach eingehendem Studium inzwischen als jugendlicher Mars identifiziert werden. Der Helm unterstreicht seine Bedeutung als Gott des Krieges. Einzelheiten in seinem Kult weisen aber darauf hin, dass er auch als Agrargottheit mit dem Gedeihen der Vegetation verbunden wurde. Im keltischen Raum wurde er mit zahlreichen einheimischen Gottheiten gleichgesetzt. Der Bronzekopf wurde mehrfach umgearbeitet. Zunächst war er Bestandteil einer Statuette oder einer Büste. Später wurde der Hohlraum mit Blei gefüllt und mit einer Platte verschlossen. Vielleicht diente die Büste dann als Gewichtstein bei einer Balkenwaage. Die zahlreichen Nagellöcher in der Standplatte zeigen, dass der Kopf schliesslich auf einer wohl beweglichen Unterlage befestigt war. Vielleicht schmückte der Kopf zuletzt einen (Reise)wagen, bevor er auf dem Kiesplatz verloren ging.
Copyright: M. Bachmann